JAKOB DAS KROKODIL
... "Jakob, das Krokodil" erzählt die auf realen Begebenheiten beruhende Geschichte eines Krokodils, das sein ganzes Leben - 42 Jahre - als Haustier bei einer Familie in der Nähe von Zürich
verbracht hat ... Der emeritierte Philosophieprofessor Georg Kohler kennt die Familie ... und macht daraus eine doppelbödige Geschichte. ...Überhaupt erzählt das Buch viel über die Bilder. So wie
sich Jakob an das Leben der Menschenfamilie anpasst, fügt sich der Text in die fröhlichen und witzigen Zeichnungen ein. Immer wieder ist es die gemütliche Wohnung, in die wir hineinschauen:
Einmal sitzt Willi mit seinen Kindern auf dem Sofa und erzählt ihnen, was er über Krokodile weiss - dass sie genau so alt sind wie Dinosuareier, aber immer noch da. Sohn und Tochter kuscheln sich
an den Vater, auf seinem Bauch sitzt der kleine Jakob und schaut ihn mit seinem Echsenblick an. Es gelingt Claudia de Weck, ihn vertraut darzustellen, als Teil der Menschenwelt, und fremd
zugleich. Auf den Bildern bewegt er sich als selbstverständlicher Teil der Familie, leuchtet aber unverwandt reptilienhaft als ein Geschöpf aus einer anderen Welt, mit einem anderen Gefühl für
Zeit und Raum. "Jakob, das Krokodil" wirft die Frage nach der Grenze zwischen Mensch und Tier auf. Sie ist, so suggeriert das Buch, nicht als klar gesetzte Linie zu sehen, mit den denkenden und
handelnden Menschen auf der einen Seite, den passiven, zu domestizierenden Tieren auf der anderen, sondern ein Kontinuum: Verständigung geht auch ohne Worte ...Fressen und Gefressenwerden ist
eben doch nicht das, was die Welt im Innersten zusammenhält.
Christine Lötscher, Tages-Anzeiger, Oktober 2013
Erfinden liesse sich so eine Geschichte leicht, doch dann wäre sie ganz anders. Denn was die Geschichte von Jakob, dem Hauskrokodil, so ergreifend und so unerhört aufregend macht, ist der
Umstand, dass sie tatsächlich geschehen ist, und zwar nicht in den Tropen, sondern in einem Haus in der Nähe von Zürich, bei einer ganz normalen Familie, die allerdings ungenannt bleiben
möchte.Nichts ist phantastischer als die Wirklichkeit, so Dostojewski, doch Jakobs Wirklichkeit ist gerade deswegen so phantastisch, weil er sich haargenau so verhält, wie man es sich von einem
Bilderbuchkrokodil wünschen würde. Jakob hat nicht nur Gefühle, sondern sogar ein Gewissen: Von der Hand, die er versehentlich gebissen hat, lässt er sich nie mehr füttern. Er mag Willis
Kontrabass nicht gestrichen, nur gezupft, und wenn es den Familienmitgliedern schlechtgeht, leidet er mit. Der unablässig wachsende Jakob, den Willi auf einer seiner Konzertreisen als
Baby-Krokodil auf einem Markt entdeckt hatte, bekommt ein Gross-Aquarium im ehemaligen Kinderzimmer. Auf dem Sofa kuschelt er sich gern an Willis Frau Mira und an die Katze. Georg Kohler, der
geistreiche Erzähler dieses von Claudia de Weck mit viel Wärme und Witz illustrierten Krokodillebens, ist von Haus aus Philosoph, und so schwingt die Frage nach der Moral in unserem Verhältnis zu
Tieren immer mit. Ein aufschlussreiches «Krokodil-Alphabet» ergänzt diese Geschichte, die nach 42 reichen Jahren mit Jakobs Tod zwar traurig, aber friedlich endet: Wir sehen seine verschneite
Leiche auf dem Balkon.
Sieglinde Geisel, NZZ, 6. November 2013
Braucht eine Tiergeschichte einen Bösewicht, ist es oft das Krokodil - wie beim Kasperli. Nun tritt Claudia de Weck in ihrem neuen Buch den Gegenbeweis an. Krokodile können auch anders:
jahrzehntelang friedlich und zufrieden in einer Privatwohnung mit Familienanschluss leben. Eine wahre Geschichte mit herrlichen Zeichnungen! Beatrice Pisciottano, SJ, 9. Dezember 2013 sich auf
bedrucktem Papier versteckt und enthüllt.
Beatrice Pisciottano, SJ, 9. Dezember 2013